Warum ich dieses Jahr nicht an der Cycling Esports-WM in Abu Dhabi starte.
Nicht jedes Rennen gewinnt man an der Ziellinie – manche gewinnt man, indem man den Mut hat, rechtzeitig eine Pause einzulegen.

Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschieden, in diesem Jahr nicht an den Cycling Esports World Championships teilzunehmen. Es war schon immer meine Leidenschaft, auf höchstem Niveau anzutreten. Aber es gibt zwei Hauptgründe für meine Entscheidung.
Erstens glaube ich, dass es für meine Gesundheit und meine langfristige Leistungsfähigkeit unerlässlich ist, gelegentlich eine Pause einzulegen und mich nicht zu überanstrengen, um die Konstanz zu bewahren, die ich brauche, um jede Woche gute Leistungen zu erbringen. Zweitens habe ich das Gefühl, dass sich der Sport derzeit in eine Richtung entwickelt, die ich nicht uneingeschränkt unterstützen kann.
Für mich haben Werte wie Respekt gegenüber Sportlern, Transparenz und Fachkompetenz bei Entscheidungen für die Zukunft des Radsports eine entscheidende Bedeutung. Für mich als leidenschaftliche Profi-Sportlerin ist das Eintreten für diese Werte von höchster Wichtigkeit.
Die Art und Weise, wie unser Sport verwaltet wird, ist meine Hauptsorge und ist der springende Punkt für meine Entscheidung. Es mangelt uns weiterhin an Transparenz, zuverlässiger Überprüfung und klaren Konsequenzen, die für einen fairen Wettbewerb unerlässlich sind. Die Standards sind nach wie vor uneinheitlich, obwohl präzise Hardware und strenge Kontrollmechanismen von entscheidender Bedeutung sind. Es ist höchste Zeit, dass sich das ändert.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Möglichkeiten für Elite-Rennen deutlich reduziert, während sich der Schwerpunkt weitgehend auf Community-Rennen verlagert hat. Dabei wurden die Möglichkeiten für Elite-Rennen entweder eingeschränkt oder praktisch ganz abgeschafft. Community- und Elite-Rennen sollten nebeneinander wachsen und sich gegenseitig unterstützen. Dies setzt jedoch voraus, dass auf höchstem Niveau hohe professionelle Standards aufrechterhalten werden, statt den Fokus davon wegzuverlagern.
Was mich ebenfalls beunruhigt, ist die Kultur rund um die Leistung. Es wird zu viel Druck auf die Gewichtsabnahme als Hauptweg zum Erfolg ausgeübt. Dabei sollten Kraft, Belastbarkeit und allgemeine Gesundheit in den Vordergrund gestellt werden. Das ist nicht der Ansatz, den ich unterstütze. Ohne klare, unabhängige Führungsstrukturen besteht die Gefahr, dass dieses Ungleichgewicht zur Norm wird. Das ist für die Athleten und die Glaubwürdigkeit des Sports nicht tragbar.
Ich stelle ebenfalls ein Defizit an elementarem Fachwissen in Führungspositionen in unserem Sport fest. Nur eine Führung, die sich durch technische Expertise, Erfahrung als Athlet und Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen auszeichnet, kann eine integre Weiterentwicklung unseres Sports gewährleisten. Ein entscheidender Schritt nach vorne wäre ein unabhängiges Leitungsgremium mit transparenten Standards und durchsetzbaren Konsequenzen.
Meine Entscheidung basiert auf Respekt und Leidenschaft, nicht auf Zurückweisung oder Ablehnung. Meine grosse Leidenschaft gilt dem Radsport und E-Sport Cycling, und ich setze mich mit ganzem Herzen für seine Zukunft ein. Indem ich mich dieses Jahr zurückziehe, möchte ich hervorheben, was wirklich zählt: Fairness, die Priorisierung der Athleten, die nachhaltige Gesundheit der Athleten und das Vertrauen in die Strukturen, die unseren Sport regeln.
Meine Entschlossenheit, einen positiven Beitrag zum Radsport zu leisten, ist ungebrochen. Dies geschieht sowohl durch meine eigenen Leistungen als auch durch die Unterstützung von Initiativen zur Stärkung der Zukunft des Radsports.
Kathrin Fuhrer – Level up Life
